Wöchentlich ziehen aktuell hunderte sogenannte „Spaziergänger*innen“ durch Dortmund, um gegen aktuelle und mögliche weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie zu demonstrieren – unter ihnen auch Mitglieder der Querdenken-Bewegung sowie stadtbekannte Faschisten und Gewalttäter.
Nichts spricht dagegen, in einer demokratischen Gesellschaft die Corona-Maßnahmen zu diskutieren oder sie in Frage zu stellen. Wir akzeptieren aber nicht, dass dabei die Gefahr von COVID-19 verharmlost, der Nutzen der Impfung kleingeredet und damit Menschen in Gefahr gebracht werden.
Wir akzeptieren nicht, dass dabei neben zahlreichen Fake-News über die Corona-Pandemie und die Impfung von einem Teil der Teilnehmer*innen auch NS- und Holocaustverharmlosungen, Antisemitismus und Verschwörungserzählungen verbreitet werden, um Hass zu erzeugen und unsere Demokratie zu destabilisieren.
Wir fordern alle demokratischen Teilnehmer*innen der Spaziergänge auf, sich klar und deutlich sichtbar von diesen Positionen zu distanzieren. Wir begrüßen, dass die Dortmunder Polizei in diesem Zusammenhang das Tragen gelber Sterne mit der Aufschrift “ungeimpft” untersagt.
Der Rat der Stadt stellt sich jeglichem demokratieschädigendem Verhalten klar entgegen. Dortmund hat keinen Platz für Verschwörungserzählungen, Antisemitismus und Rechtsextremismus, für Drohungen gegenüber Wissenschaftler*innen, Politiker*innen und Menschen in medizinischen und pflegenden Berufen.
Wir sehen den Ernst der Lage.
Seit Beginn der Pandemie sind allein in Dortmund inzwischen fast 500 Menschen an und mit dem Virus gestorben. Mediziner*innen und das Pflegepersonal arbeiten am Limit. Das geht auch auf Kosten der allgemeinen Gesundheitsversorgung. Die bisher erreichte (und noch immer zu niedrige) Impfquote und die Einschränkung von Kontakten haben bisher den Kollaps insbesondere der Kliniken verhindern können.
Auch viele Restaurants, der Einzelhandel und Produktionsbetriebe müssen die Regeln der Schutzverordnung umsetzen und versuchen trotz Ausfällen ihre Unternehmen auch in der Pandemie aufrecht zu erhalten. Trotzdem sind Existenzen gefährdet.
Einsamkeit und Isolation bedrücken viele Menschen. Viele Kinder und Jugendliche sind nach zwei Jahren Pandemie psychisch belastet bis zur Ausprägung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen und selbstverletzendem Verhalten. Sie tragen bis heute die Folgen der “Impflücke” bei den Älteren; sie brauchen in besonderem Maße unsere Unterstützung und Entlastung durch Angebote in Schule, Sport und Jugendarbeit. Viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder in Kitas und Schulen und sind durch Ansteckungen und Quarantänen großen privaten und beruflichen Belastungen ausgesetzt. Sie alle brauchen unsere Solidarität und Unterstützung.
Gemeinsam Verantwortung für unsere Stadt übernehmen
Die Wissenschaft ist sich einig: Der beste Weg raus aus der Pandemie ist die Impfung. Impfungen vermindern das Risiko von Infektionen und insbesondere das Risiko für schwere Krankheitsverläufe und sind der beste Schutz für die gesamte Gesellschaft. In Dortmund werden und wurden viele Wege beschritten, um das Impfangebot möglichst niedrigschwellig und attraktiv zu machen. Ob im Klinikum, im Impfbus oder in einem Weinkeller: überall kämpfen Dortmunder*innen dafür, diese Pandemie zu beenden. Den Organisator*innen dieser Veranstaltungen gilt unser Dank.
Wir wollen den Menschen eine Stimme geben, die gemeinsam mit uns daran interessiert sind, die Pandemie einzudämmen. Wir sind zusammen mit den bereits geimpften Bürger*innen in dieser Frage die Mitte dieser Gesellschaft, die Mehrheit. Auch sie muss sichtbar sein.
Wir fordern insbesondere alle impfkritischen Bürger*innen auf, sich zu informieren und dabei auf belastbare Informationen zu setzen. Das sind vor allem staatliche Stellen und renommierte Medien.
Wir rufen alle Bürger*innen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Wir wollen eine solidarische Stadt, keine gespaltene. Echte Solidarität in der Pandemie bedeutet, sich impfen zu lassen, da, wo es gesundheitlich vertretbar ist sowie Kontaktbeschränkungen so lange wie notwendig mitzutragen.