Die Diskussion über die „Verödung“ der Innenstädte muss nach Ansicht der Dortmunder GRÜNEN zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel führen. Bislang wurden die Innenstädte traditionell vor allem auf ihre kommerzielle Funktion reduziert. In Zeiten des Internethandels und der Einkaufszentren vor den Toren der Stadt können sie diese schon lange nicht mehr erfüllen. Damit die Innenstädte zukünftig lebendig bleiben, muss endlich umgedacht werden. Städte können und müssen viel mehr Bereiche des Lebens berücksichtigen: Neben mehr Grün, weniger Verkehr und viel Lebensqualität sollten Leben, Wohnen, Arbeit, Kultur, Bildung und Freizeit hier zusammengeführt werden. Eine große Aufgabe, für die es gute Ideen und vor allem den gemeinsamen Willen der verschiedenen Akteur*innen braucht.
Krise der traditionellen Einkaufsstadt
„Der Funktionsverlust der Innenstadt ist keine Dortmunder Besonderheit“, betont Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN und Vorsitzende des Planungsausschusses. „Die europäische Stadt ist vor allem durch Einkaufszonen geprägt. Das Angebot der Geschäfte und der großen Kaufhäuser hat die Menschen jahrzehntelang von allein in die Innenstädte gezogen. Doch diese Magnetwirkung hat entscheidend nachgelassen. Der Handel findet immer mehr außerhalb der Innenstadt und vor allem im Internet statt. Der Rest wird durch Lieferdienste erledigt. Es gibt für die Menschen nur noch wenige Gründe, zum Einkaufen in die City zu kommen“, stellt Ingrid Reuter fest.
Damit beschreibt sie eine Entwicklung, die schon lange vor Corona begann, durch die Pandemie aber beschleunigt und verfestigt wurde. Während in den vergangenen Jahren zunächst nur die äußeren Enden des Osten- und Westenhellwegs mit Leerständen und Besucher*innenrückgang zu kämpfen hatten, ist das Problem langsam auf der gesamten Einkaufsmeile zu sehen.
„Man hat aus den Fehlern mit dem Centro in Oberhausen, dem Limbecker Platz in Essen oder auch der Thier-Galerie nicht gelernt. Jetzt geht es darum, andere Gründe für einen Aufenthalt in der City zu schaffen und die gesamte Innenstadt wieder zu einem belebten und beliebten Ort zu entwickeln – für die Dortmunder*innen, aber auch für Besucher*innen“, erklärt Reuter.
GRÜNE Antwort: Nutzungsmix und Aufenthaltsqualität steigern
Für die GRÜNEN ist das nur durch ein Zentrum möglich, das unterschiedliche Funktionen aus Wirtschaft und sozialem Leben vereint. Dies ist auch Kernthema der 2020 verabschiedeten Leipzig-Charta der europäischen Stadt, die drei Ziele für eine vitale Stadtentwicklung nennt: gerecht, grün und produktiv.
„Diese Ziele können auch für Dortmund die richtigen Handlungsanreize geben. Für uns heißt das Wohnen, soziale Leistungen und Bildungsangebote in der Stadt für alle gesellschaftlichen Gruppen, Grün und Freizeitflächen bei Nutzung klimaneutraler Mobilität und die Einbeziehung von Handwerk, Gastronomie und Kulturwirtschaft“, so Reuter. „Dafür brauchen wir eine stärkere Gemeinwohlorientierung bei der Gestaltung unserer Stadt, hin zu einem nachhaltigen Nutzungsmix mit kleinteiligen Besitzverhältnissen.“
Alle Ideen müssten auf den Tisch und sowohl von den Einwohner*innen, der Stadtgesellschaft als auch von Vertreter*innen von Handel, Wirtschaft und der Politik mit all ihren Facetten betrachtet werden. „Die Zeit läuft. Die mit dem City-Management begonnenen Anstrengungen der Stadt haben die Diskussion in Gang gebracht. Jetzt gilt es, daraus gute und wirkungsvolle Konzepte zu entwickeln“, so Ingrid Reuter abschließend.