Im Rahmen ihrer Sommertour hat die GRÜNE Ratsfraktion den Sozialen Dienst der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Dortmund besucht, um sich über die Resozialisierungsmaßnahmen von Inhaftierten zu informieren. Ein Problem: Es fehlt an Wohnraum für Freigelassene. Oftmals landen diese wieder auf der Straße – und damit in einer Abwärtsspirale zwischen Mittellosigkeit, Drogenkonsum und Obdachlosigkeit. Hier setzt der Soziale Dienst der JVA mit Sozialarbeit an.
„Dass es trotz der Citylage zu keinen Vorkommnissen für die Sicherheit der umgebenden Wohnquartiere kommt, spricht für die gute und professionelle Arbeit der rund 200 Beschäftigten in der JVA Dortmund“, freut sich Hubertus Feltmann, Mitglied der GRÜNEN Ratsfraktion und im Beirat der JVA. „Im Gespräch mit Anstaltsleiter Ralf Bothge und den Kolleginnen des Sozialen Dienstes konnten wir GRÜNE uns einen Eindruck verschaffen, wo die JVA Dortmund an ihre Grenzen kommt. Um den Übergang in die Freiheit zu gestalten, braucht es mehr bezahlbaren Wohnraum und zusätzlich Angebote des betreuten Wohnens wie im vom Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE NRW) betriebenen Wohnprojekt Hermann78 für Haftentlassene in Hörde.“
Kaum in Freiheit: Häufig Entlassung in die Wohnungslosigkeit
Der Soziale Dienst der JVA Dortmund konnte im Gespräch und bei einer kurzen Visite im Haftbereich verdeutlichen, unter welchen Bedingungen die Resozialisierung von Verurteilten gefördert wird. „Bei der Wohnungsknappheit in Dortmund ist es für den Sozialen Dienst mittlerweile ein Glücksfall, einen Wohnplatz oder ein WG-Zimmer für einen Klienten zu finden, der mit seiner Freilassung erstmal auf Bürgergeld angewiesen ist“, kritisiert Feltmann. „Viele der Inhaftierten müssen wieder in die Wohnungslosigkeit entlassen werden – entweder weil sie zuvor schon obdachlos waren oder wegen der Haft ihre Wohnung verloren haben und keine Wohnung finden können. Häufig kommt es leider in dieser mittellosen Situation wieder zu neuen Straftaten. Für uns GRÜNE ist das nicht hinnehmbar. Wenn wir die Sicherheit in Dortmund erhöhen wollen, braucht es mehr Wohnraum, der explizit im Rahmen der Resozialisierung von ehemaligen Inhaftierten vorgehalten wird.“
Die JVA Dortmund hat zurzeit mit etwa 330 Inhaftierten belegt. Insgesamt können bis zu 400 Gefangene aufgenommen werden, die hier zeitige Freiheitsstrafen bis zu 48 Monaten, Ersatzfreiheitsstrafen und Untersuchungshaft verbüßen. Zu Coronazeiten wurde aus organisatorischen Gründen und im Rahmen der Strafprozessordnung die Zahl der Häftlinge reduziert und viele Haftstrafen vorübergehend ausgesetzt. Diese Strafen müssen nun aber weitergeführt werden. „Dadurch werden Menschen, die seit zwei Jahren resozialisiert werden, wieder aus ihrem Leben geholt – mit all den Folgen, die eine, wenn auch nur kurze, Inhaftierung hat. Das steht im Gegensatz zu dem Ziel der Resozialisierung“, so Feltmann. „Wir werden bei der Landesregierung anregen, hier nach einer geeigneten Lösung zu suchen.“