Die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU bitten unter dem o.g. Punkt um die Beratung und Abstimmung des folgenden Antrags:
1) Die Verwaltung wird gebeten, für die nächste Sitzung des Ausschusses am 23. August einen/eine Vertreter*in der Stadt Essen bzw. der Gesundheit für Essen gGmH einzuladen (ggf. online), um das Modell und die Struktur der dort aktuell eingerichteten Gesundheitskioske als niedrigschwelliges Versorgungsangebot in sozial benachteiligten Stadteilen vorzustellen.
2) Die Verwaltung wird gebeten, die aktuelle Entwicklung der Gesundheitsversorgung und -situation in den im Bericht zur sozialen Lage in Dortmund benannten Aktionsräumen darzustellen.
3) Die Verwaltung wird gebeten, die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur Einrichtung von Gesundheitskiosken zu recherchieren und die Ergebnisse dem Ausschuss in der Sitzung am 23. August vorzulegen.
Begründung:
Die Chancen auf Gesundheit sind auch in Dortmund ungleich verteilt. Dort, wo überdurchschnittlich viele Empfänger*innen von Sozialleistungen, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch Alleinerziehende leben, treten oft chronische Krankheiten früher und häufiger auf und ist das durchschnittliche Sterbealter geringer. Gleichzeitig ist oft die Versorgungssituation in diesen Stadtteilen schlechter.
In den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn existiert seit 2017 ein integriertes Versorgungskonzept, in dem Ärzteschaft, Krankenkassen, Stadtteileinrichtungen und andere lokale Akteure eingebunden sind. Ein Kernstück ist dabei der Gesundheitskiosk als niedrigschwelliges Beratungsangebot. (https://gesundheit-bh.de/gesundheitskiosk/). Ein medizinisch ausgebildetes Team berät hier in mehreren Sprachen Patient*innen vor und nach Arztbesuchen, koordiniert Behandlungsschritte, vermittelt an Einrichtungen und Vereine und stellt eine kontinuierliche Betreuung in der Muttersprache sicher. Dadurch wachsen die Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung der Menschen. Für Versicherte der am Projekt teilnehmenden Krankenkassen ist die Beratung kostenlos. Gleichzeitig ist der Gesundheitskiosk Anlaufstelle für alle beteiligten Ärzte und soziale Einrichtungen. In einer Evaluation des Projekts in Hamburg ist festgestellt worden, dass sich die gesundheitlichen Chancen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung in den Stadtteilen deutlich verbessert haben. (https://www.hche.uni-hamburg.de/aktuelles/news/2021-04-08-evaluationsbericht-invest.html)
Vor dem Hintergrund der guten Hamburger Erfahrungen entstehen aktuell zwei neue Gesundheitskioske in Essen in den Stadtteilen Altenessen und Katernberg, die von der Stadt gemeinsam mit Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden und weiteren Akteur*innen vor Ort aufgebaut werden. Eine unter Beteiligung der Stadt und eines Ärztenetzwerks gegründete Gesellschaft ist organisatorisch zuständig für die Gesundheitskioske. (https://www.essen.de/e_magazin/emagazin_1451860.de.html)
Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat inzwischen angekündigt, das Modell des Gesundheitskiosk als niedrigschwelliges Versorgungsangebot bundesweit umzusetzen.
In Dortmund gibt es die aktuell die Clearingstelle Gesundheit des Sozialen Zentrums Dortmund e.V, die sich insbesondere an Zugewanderte ohne Absicherung im Krankheitsfall richtet. Ziel der Clearingstelle ist es, unversorgten Menschen den Übergang in die medizinische Regelversorgung zu erleichtern. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und durch das Gesundheitsamt der Stadt Dortmund. Das Soziale Zentrum Dortmund ist mit einem Eigenanteil ebenfalls an der Realisierung beteiligt. Die aktuelle Projektlaufzeit läuft bis zum 30.09.2022.
Der Rat hat in den Beratungen zum Haushalt 2022 beschlossen, der Clearingstelle zur Fortführung der Arbeit im kompletten Jahr 2022 zusätzlich 45.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig ist die Verwaltung aufgefordert worden, mit dem Land über eine Anschlussfinanzierung und weitere Förderung zu verhandeln. In der Stiftung des ASAG im April hat die Verwaltung zur Kenntnis gegeben, dass die Förderung bis März 2023 verlängert wird. Eine weitere Finanzierung ist unklar.
Die Diskussion um die Einrichtung von Gesundheitskiosken bietet die Möglichkeit, das Projekt zukünftig auf sichere und inhaltlich breitere Füße zu stellen und es damit in einer neuen ergänzten Ausrichtung für weitere gesundheitlich benachteiligte Gruppen zu öffnen.