Die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU bitten unter dem o.g. Punkt um Beratung und Abstimmung des folgenden Antrags:
1) Der Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit bittet die Verwaltung, eine praxisorientierte Hilfebedarfserhebung für männliche Sexarbeiter durchzuführen. Ziel der Erhebung ist es, festzustellen, wie kurzfristig wirksame Hilfen für männliche Sexarbeiter, insbesondere im Bereich des Gesundheitsschutzes, bereitgestellt werden können. Die Erhebung soll die wesentlichen Gruppen unter den männlichen Sexarbeitern berücksichtigen. Die Hilfebedarfserhebung soll unter Mitwirkung der in diesem Themenfeld in Dortmund tätigen Organisationen erfolgen.
2) Die Ergebnisse der Hilfebedarfserhebung werden dem Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit zur Beratung vorgelegt.
3) Sollte sich im Erstellungsprozess herausstellen, dass zusätzliche Finanzmittel benötigt werden sollten, wird die Verwaltung gebeten, dies dem Ausschuss mitzuteilen.
Begründung:
Die letzte Studie zur mann-männlichen Sexarbeit in NRW („Lebenslagen von „Strichern“ und Escorts in Dortmund, Essen, Düsseldorf und Köln“, SPI Forschung Berlin) stammt aus dem Jahr 2016. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die Szene der männlichen Sexarbeiter weiter gewandelt. Daher muss neu erhoben werden, welche Hilfen aktuell am sinnvollsten und dringlichsten sind.
Die neue Hilfebedarfserhebung soll keine detaillierte Studie werden, sondern in knapper Form kurzfristig wirksame Hilfen aufzeigen. Dabei können die Hilfs- und Beratungsangebote für männliche Sexarbeiter in ausgewählten nordrhein-westfälischen Städten bewertet werden. Eine sozialwissenschaftliche Begleitung ist ebenfalls möglich.
Die Szenen von männlichen Sexarbeitern sind in den verschiedenen Städten sehr unterschiedlich. Das gilt auch für das Spektrum von Hilfs- und Beratungsangeboten, die von niederschwelligen Basishilfen (Essen/Trinken, Hygiene, …) bis zur sozialpädagogischen Betreuung reichen.
In Dortmund existiert aktuell das Projekt „neonlicht“ der Dortmunder Aidshilfe. Über „neonlicht“ werden männliche Sexarbeiter über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen aufgeklärt. Dabei wird ausschließlich präventiv und aufsuchend gearbeitet. Die teilweise multiplen Problemlagen der männlichen Sexarbeit können mit den vorhanden Projektkapazitäten nur unzureichend bearbeitet werden, auch weil die Vermittlung und Begleitung in andere Hilfsangebote sehr zeitaufwendig ist.