Die Fraktionen der SPD und Bündnis90/Die Grünen bitten den Vorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung folgenden Antrag in der Sitzung am 19. Juni 2024 zu behandeln.
Gerade in Pflegeberufen zeigt sich immer mehr das Fehlen von Fachkräften. Eine Möglichkeit hier gegenzusteuern, könnte eine öffentlichkeitswirksame Kampagne sein, die die Attraktivität dieses des Berufsbildes Pfleger*in herausstellt sowie auch die Bedeutung dieses Berufszweiges für die Dortmunder Wirtschaft. Viele Vorurteile, wie schlechte Bezahlung oder unattraktive Arbeitszeiten usw. könnten so ausgeräumt werden und das Image dieses Berufsfeldes deutlich erhöhen. Aus diesem Grunde bitten wir den Ausschuss für Wirtschafts- und Beschäftigungs¬förderung, Europa, Wissenschaft und Forschung um Beratung und Beschluss des folgenden Antrags:
- Die Wirtschaftsförderung wird beauftragt eine professionelle, multimediale und trägerübergreifende Image-Kampagne zur Attraktivierung der verschiedenen Pflegeberufe und zur Fachkräftegewinnung zeitnah und unter Einbindung der Verantwortlichen im Netzwerk Pflege Dortmund, zu initiieren.
- Bestandteil der Kampagne ist eine vorgeschaltete Konzeption in Abstimmung mit dem Netzwerk Pflege Dortmund. Dafür sollen mit den relevanten Akteursgruppen Ziele sowie Zielgruppen erörtert werden, aus denen die Konzeption abgeleitet wird.
- Wir bitten um regelmäßige Information über den Stand der Beauftragung und um erste Ergebnisse der Konzeption, gemäß den Zeitvorgaben des Netzwerk Pflege Dortmund. Die erarbeitete Konzeption soll dann im Anschluss auch den Ausschüssen (Soziales, Arbeit und Gesundheit und Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung) präsentiert werden.
Begründung:
Neben der Bedeutung für die kommunale Daseinsvorsorge ist die Gesundheits-wirtschaft, als die Branche mit dem stärksten Wachstum an sozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigten, inzwischen auch ein volkswirtschaftlich bedeutender Standortfaktor für die Entwicklung unserer Stadt. Neben der internationalen Anwerbung von Fachkräften seitens des Bundes für Pflegeberufe, erscheint daher die Initiierung einer Imagekampagne für die Arbeit in der Pflege auf kommunaler Ebene ein ebenso geeignetes Mittel, um das Interesse für die Ausbildung bei jungen Menschen, sowie den Pflegeberuf überhaupt zu wecken.
Das Bundesamt für Statistik hat im April 2023 die Zahlen der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Gesundheitswesen im Jahr 2022 veröffentlicht. Danach ist bundesweit ein Rückgang der Auszubildenden in der Pflege um 7%, in Nordrhein-Westfalen gar um 9% zu verzeichnen.
Dabei ist das Gesundheitswesen als personalintensive Branche, vor allem in den Pflegeberufen, bereits jetzt im besonderen Maße vom Fachkräftemangel betroffen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind dies beunruhigende Nachrichten. Die Alterung der Gesellschaft wird den Pflegebereich und das Gesundheitswesen gleich im doppelten Sinne treffen. Im kommenden Jahrzehnt werden auch im Gesundheitswesen rund ein Drittel der Belegschaft das Renteneintrittsalter erreichen und den Arbeitsplatz verlassen. Zugleich steigt mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge (Mitte 1950er- bis Ende 1960er-Jahre) in das Rentenalter der Altenquotient und, wenn auch zeitlich versetzt, der Anteil der potenziell pflegebedürftigen Menschen sowie die Anforderungen an die Pflege.
Auch heute informieren Mitarbeitende der Seniorenheime Dortmund und anderer Träger über Social-Media-Kanäle schon über ihre Arbeit und wecken so das Interesse junger Menschen. Eine gut durchdachte und geplante Kampagne der Senioren- und Pflegeheime Dortmund wäre jedoch ein modernes und öffentlichkeitswirksames Format, mit dem eine breitere Öffentlichkeit erreicht, das Interesse geweckt sowie das Image dieses Berufszweigs aufpoliert werden könnte. Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. die preisgekrönte Personal-Marketing-Kampagne des LWL zur Fachkräftegewinnung in Psychiatrien und im Maßregelvollzug.
Durch einen dringend notwendigen Anstieg der Ausbildungszahlen oder auch von Umschulungs¬interessier¬ten könnte die Versorgung in Pflegeheimen und/oder Krankenhäusern gestärkt werden und das Berufsbild insgesamt eine positivere Wahrnehmung – auch als wichtiger Wirtschaftszweig einer Großstadt wie Dortmund – in der Stadtgesellschaft gewinnen.