Mit Mehrheit von SPD und CDU wurde heute das Schicksal der ehemaligen Kreuz-Grundschule besiegelt: Das historische Gebäude im gleichnamigen Viertel wird abgerissen. Die Entscheidung fiel im Ausschuss für Stadtentwicklung gegen die Stimmen der Linken, der Grünen und der Fraktion Die Partei.
“Damit verlieren wir ein einzigartiges, für das Kreuzviertel prägendes Gebäude”, bedauerte Katrin Lögering, GRÜNES Ratsmitglied, im Ausschuss den mehrheitlich getroffenen Beschluss gegen den Erhalt der alten Schule. “Die Chance, hier ein Beispiel für eine gelungene Sanierung im Bestand zu schaffen, die sowohl die nötigen pädagogischen Anforderungen eines zeitgemäßen Ortes zum Lernen erfüllt und gleichzeitig den Charme eines über 100 Jahre alten Gebäudes bewahrt, wurde damit leider vertan.“ Dies sei nicht nur städtebaulich ein großer Verlust, so Lögering, sondern auch ein völlig falsches Signal für den Klimaschutz. “Wir alle wissen, dass ein Abriss nicht nur das in den vorhandenen Bauten schon einmal investierte CO2 auf einen Schlag freisetzt, sondern durch einen Neubau zugleich viele Ressourcen verbraucht werden. Allein der Bausektor in Deutschland verbraucht 90 % der inländischen nicht nachwachsenden Rohstoffe und ist verantwortlich für 40 % der deutschen CO2-Emissionen. Wenn wir Nachhaltigkeit und Klimaschutz ernst nehmen, müssen zukünftig Erhalt und Umbau vor Neubau gehen. Nach einer ganzheitlichen Bewertung sprechen wir uns deshalb für einen Kompromiss im Sinne von Klimaschutz im Einklang mit moderner Pädagogik nach den Empfehlungen der Montag-Stiftungen aus – diese Abwägung ist am Ende unser politischer Auftrag.”
Viel Einsatz für den Erhalt der Schule
Die Kreuz-Grundschule hatte in den vergangenen Wochen für viel Diskussion in der Stadtgesellschaft gesorgt. Immer wieder wurden von den GRÜNEN tatsächlich vergleichbare Szenarien bezüglich der Kosten, des Zeitplans und der Klimabelastung als Alternativen zum Abriss gefordert. Auch der Gestaltungsbeirat hatte der Stadtverwaltung nachdrücklich ans Herz gelegt, den Erhalt der stadtbildprägenden Kreuz-Grundschule zu prüfen. Zuletzt hatte sich der Bund der Architekten mit einem Brandbrief an die Politik gewandt und die Berücksichtigung der städtebaulichen Qualität, des identitätsstiftenden Charakters und der Grauen Energie eingefordert.
“Wir hätten uns gewünscht, dass der Politik alternative Planungskonzepte vorgelegt worden wären”, erklärt Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin, die Sicht der GRÜNEN. “Die Schaffung von dringend benötigtem Schulraum bei möglichst besten Lernbedingungen ist das vorrangige Ziel auch unserer Fraktion. Doch wir sind überzeugt, dass dies auch durch die Nutzung bestehender Gebäude wie das der Kreuz-Grundschule gelingen kann”, so Reuter.
Gleichen Fehler nicht noch einmal machen
“Wir teilen die Bewertung der Architekt*innen, dass hier in allen Bereichen mehr möglich gewesen wäre – ohne Zeit zu verlieren oder mehr Geld zu investieren. Hier hätte man viel für den Klimaschutz und das Quartier gewinnen können. Für die Kreuz-Grundschule ist es jetzt leider zu spät. Hier können wir nur noch hoffen, dass die von uns geforderte Überarbeitung der Fassadengestaltung noch ein wenig rettet. Doch das Beispiel zeigt, dass die Politik sich in Zukunft viel frühzeitiger als bisher mit den Bedingungen für städtische Bauprojekte beschäftigen muss. Wenn die Politik in die Entscheidung über Abriss oder Neubau zu einem sehr frühen Zeitpunkt einbezogen wird und entsprechende Bewertungsgrundlagen offengelegt werden, können wir solche Verluste an historischer Bausubstanz in Zukunft verhindern. Für Bestandsgebäude brauchen wir einen kreativen Umgang mit der im Rat beschlossenen Schulbauleitlinie. Für Umbau- und Neubauentwürfe benötigen wird zudem architektonische Wettbewerbe für bestmögliche funktionale, architektonische und klimaschützende Architekturentwürfe.”