Die Entscheidung für einen neuen Standort des Drogenkonsumraums und weitere Konsumorte ist eine der sensibelsten sozialpolitischen Entscheidungen in Dortmund der letzten Jahre. Das zeigen auch die Reaktionen auf einen inzwischen öffentlich diskutierten vermeintlichen Standort Küpferstraße.
„Die öffentliche Kritik an einem potenziellen Standort Küpferstraße hören wir und nehmen sie ernst. Die Diskussion darüber zeigt auch: Eine Standortdebatte, wie sie aktuell von anderen befeuert wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt in jeglicher Hinsicht kontraproduktiv. Ein neues Konzept für den Drogenkonsumraum zaubert man nicht einfach aus dem Hut. Dafür braucht es Zeit, vor allem aber die Expertise aus der Drogenhilfe und der Verwaltung. Deshalb ist es bedauerlich, dass die CDU in einem Alleingang ihr eigenes Konzept zusammengebastelt hat und damit aus dem Versuch aussteigt, einen möglichst breit getragenen Vorschlag aller demokratischen Fraktionen für einen neuen Standort zu machen. Wir wollen das Verfahren wieder in geordnete Bahnen lenken und werden die Verwaltung auffordern, alle bisherigen Vorschläge, die für einen Drogenkonsumraum infrage kommen, weiter zu konkretisieren, zu optimieren und gründlich mit allen Vor- und Nachteilen zu bewerten. Das gilt auch für die Küpferstraße. Die Verwaltung soll darüber hinaus zusätzlich zu den schon gefundenen Möglichkeiten nach weiteren Orten suchen. Das betrifft auch bisher von der Verwaltung genutzte Immobilien, die dafür infrage kommen könnten. Erst, wenn das alles vorliegt, ist eine endgültige Standortaussage im Rahmen eines Gesamtkonzepts sinnvoll”, kommentiert die Fraktionssprecherin der GRÜNEN Fraktion, Katrin Lögering, die aktuelle Diskussion.
Dabei hat aus Sicht der GRÜNEN gerade die CDU eine besondere Verantwortung hinsichtlich einer Verlagerung. Denn sie war maßgeblich daran beteiligt, den jetzigen Standort des Drogenkonsumraums am Grafenhof immer wieder zusätzlich zu den vorhandenen Problemen infrage zu stellen. Und sie hat letztendlich gemeinsam mit der SPD und gegen die GRÜNEN Stimmen entschieden, den Standort zu schließen. Dieser Verantwortung wird sie mit ihrem Alleingang nicht gerecht.
Für die GRÜNE Fraktion steht fest, dass ein Drogenkonsumraum für die Betroffenen ein unverzichtbares und überlebenswichtiges Angebot ist. Er muss dahin, wo sich die drogenabhängigen Menschen aufhalten – nicht umgekehrt. Das sehen auch die aidshilfe als Betreiberin des Drogenkonsumraums und viele andere Akteur*innen der Drogenhilfe so. Deshalb gehört ein Drogenkonsumraum unabdingbar in die City. Hier erwerben viele Menschen ihre Drogen, hier halten sie sich tagsüber auf, um an Geld für Drogen zu kommen und hier konsumieren sie auch ihre Drogen. Bei Crack geht das alles sehr viel schneller als bei Heroin – es wird schneller konsumiert, es wirkt schneller, die Wirkung hält nicht so lange an, es braucht schneller Nachschub. Dafür geht man keine weiten Wege zu Fuß zu einem Drogenkonsumort außerhalb der City. Und man fährt dorthin schon gar nicht mit der U-Bahn – und wenn, dann ohne Fahrschein, weil man das Geld für anderes braucht.
„Wer einen Drogenkonsumraum bewusst außerhalb der City vorschlägt, der lässt die City, den Handel, die Besucher*innen der Stadt und die drogenabhängigen Menschen mit den Problemen allein“, ist Jenny Brunner, GRÜNES Mitglied im Sozialausschuss, überzeugt. „Das zeigen auch die Erfahrungen in Zürich und in Köln, wo ähnliche Versuche krachend gescheitert sind. Dort sind die drogenabhängigen Menschen einer Verlagerung nicht gefolgt, sondern da geblieben, wo sie auch vorher waren. Der nun von der CDU für den Drogenkonsumraum vorgeschlagene Standort Treibstraße nördlich des Bahnhofs ist nicht nur deshalb ungeeignet, sondern auch, weil der Platz städtebaulich anders verplant ist – perspektivisch soll dort eine Grundschule gebaut werden. Ein Drogenkonsumraum kann deshalb dort keine dauerhafte, gute Lösung sein. Außerdem warnen Fachleute vor einem Standort direkt am Bahnhof, weil dort gleich mehrere vulnerable Personengruppen zusammenkommen und sich die Probleme dort potenzieren.“
Für die GRÜNE Fraktion ist der jetzige Standort des Drogenkonsumraums am Grafenhof trotz der Belastungen für Anwohnende und Händler*innen ein bewährter, bekannter und von den Betroffenen angenommener Ort. Mit der maßgeblich von den GRÜNEN vorangetriebenen Verlängerung der Öffnungszeiten können mehr Menschen den Raum nutzen und müssen ihre Drogen nicht mehr im öffentlichen Raum konsumieren. Dasselbe trifft auf die Aufhebung der Wohnsitzauflage zu. Sie ist nicht etwa – wie die CDU behauptet – fehlgeschlagen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Aufhebung hat dazu geführt, dass nun zusätzlich fast 400 drogenabhängige Menschen den Raum nutzen, die vorher ausgeschlossen waren – mit allen positiven Folgen für das Umfeld. Aus Sicht der GRÜNEN sollte der Standort Grafenhof – trotz aktuell anderer politischer Beschlüsse – in einem neuen Gesamtkonzept auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
Jenny Brunner: „Klar ist aber auch, dass vor dem Hintergrund der zugenommenen Zahl der Crackkonsumierenden die Kapazitäten des jetzigen Drogenkonsumraums aktuell nicht ausreichen. Das trägt in erheblichem Maße zu den Belastungen für das Umfeld bei. Wir brauchen deshalb in der City mehr und nicht weniger Kapazitäten, um die Menschen von der Straße in sichere Konsumeinrichtungen zu holen und das jeweilige Umfeld zu entlasten. Konkret: Es braucht in der City einen Drogenkonsumraum sowie weitere kleinere Drogenkonsumorte.”