Die SPD-Fraktion und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Ausschuss für Wirtschafts-, Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung bittet die Verwaltung um Aufnahme des folgenden Antrags in die Sitzung am 14. Mai 2025.
Beschlussvorschlag:
- Erarbeitung und Vorstellung eines umfänglichen Konzeptes, zur nachhaltigen Unterstützung, Förderung und Sichtbarmachung der Dortmunder und angrenzenden Land- und Ernährungswirtschaft als Wirtschaftsfaktor für unsere Stadt. Dabei ist eine Zusammenarbeit/Netzwerkarbeit mit den in diesem Bereich tätigen Akteur:innen, wie z.B. Erzeuger, Verarbeiter, Bündler und Logistiker, das Projekt FoodConnectRuhr, der Ernährungsrat, der Bundes- oder Landesverband Regionalbewegung NRW etc. unerlässlich.
Folgende Aspekte sind bei den Beratungen und der Konzepterstellung zu berücksichtigen:
a) Einrichtung eines regionalen Wertschöpfungszentrums (Beispiel: Willebad-Eissen: Hier entsteht das erste Wertschöpfungszentrum bundesweit auf dem Gelände eines ehemaligen Kornhauses, das von der AGRARVIS AG stillgelegt wurde. In Kooperation mit verschiedenen Akteur:innen wurden die erforderlichen Voraussetzungen dafür geschaffen):
- zum Ausbau regionaler Vermarktung (Bündelungsstrukturen) von nachhaltig erzeugten Lebensmitteln (s. z.B. FoodHub);
- zum Aufbau regionaler nachgelagerter Wertschöpfungsketten, wie Lebensmittelverarbeitungsbetriebe (z.B. Mühlen, Produktion von verwertbaren/essbaren Lebensmitteln aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen etc.);
- zum Aufbau von Vorverarbeitungsstrukturen von landwirtschaftlichen Erzeugnissen (z.B. küchenfertige Aufbereitung von Gemüse und Obst für Gemeinschaftsverpflegung), Liefer- und Lagerlogistik;
- zur Beratung und Förderung z.B. von Startups in diesen Bereichen (Ernährung, Verarbeitung, Vertrieb etc.),
- zur Verbraucher:innenaufklärung.
b) Entwicklung von Voraussetzungen und Möglichkeiten, um auf landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Dortmund und des regionalen Umfelds aufmerksam zu machen, z.B. durch den Ausbau der Direktvermarktung (u.a. mit Einführung eines Lokal- oder Regionallabels), Förderung von Hofläden, Hofcafes, Marktständen, separaten Märkten, Fahrradrouten etc.
Dabei ist besonderes Augenmerk auf mögliche Kooperationen zu legen, z.B. durch Unterstützung von Genossenschaftsmodellen, wie z.B. Erzeugergenossenschaften, um dem regionalen Absatz eine höhere Reichweite zu geben.
c) Mitdenken von Beschäftigungsförderung (s. Job-Motor Bio-Branche, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. -BÖLW-) in dem Bereich der Landwirtschaft und in den sich daraus entwickelnden weiteren Zweigen (s.o.). Insbesondere auch von Arbeitsplätzen mit Vermittlungshemmnissen in fast allen oben genannten Bereichen.
d) Konzept zur Förderung ökologischer Landwirtschaft auf den städtisch verpachteten Flächen (DS.-Nr.: 23129-21) sowie die beauftragte Strategie für eine klimafreundliche und klimaresiliente Landwirtschaft (33511-23) in Kooperation mit dem Umweltamt.
Begründung:
Die Art und Weise wie wir derzeit vorwiegend wirtschaften und agieren führt zu immer größeren Umwelt- und Klimaproblemen und Biodiversitätsverlusten.
Bäuerlich geprägte landwirtschaftliche Betriebe und das Lebensmittelhandwerk ringen um Zukunftsperspektiven, obwohl immer mehr Menschen regional und nachhaltig erzeugte Lebensmittel konsumieren möchten. Auch das schreckliche Kriegsgeschehen in der Ukraine hat uns gezeigt, wie sehr wir auf eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse angewiesen sind, wenn plötzlich Lieferketten unterbrochen sind oder wegfallen. Die Kommunen und insbesondere die Städte sind hier sehr verletzlich, da gerade in Städten landwirtschaftliche Betriebe der Ausdehnung anderer Wirtschaftszweige oder weiterer städtebaulicher Nutzungen geopfert werden und so die städtische Resilienz im Bereich der Nahrungsmittelversorgung gefährdet wird.
Eine „Transformation unseres Ernährungssystems – respektive der Ernährungswirtschaft – ist also aus vielerlei Hinsicht dringend nötig“ und die Zukunft der Landwirtschaft sollte möglichst regional gedacht werden. Wir brauchen einen Plan für eine Regionalisierung unserer Agrar- und Ernährungswirtschaft: eine Lebensmittelpolitik, die gesunde Ernährung, Bildung, Produktion, Verarbeitung, Transport und Handel mitdenkt. Zum Beispiel: Welche Produkte werden in Dortmund und Umgebung angebaut? Brauchen wir einen Wandel, um die Vielfalt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse (z.B. Obst und Gemüse) zu erhöhen und einen größeren Selbstversorgungsgrad zu erreichen?
Damit kommt der Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandwerk in NRW und auch in Dortmund eine zentrale Bedeutung für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft zu. Trotzdem haben zahlreiche Höfe und Betriebe des Lebensmittelhandwerks (wie z.B. Bäcker, Metzger etc.) große Existenznöte oder haben ihren Betrieb bereits aufgegeben.