Die Fraktionen von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN und CDU bitten unter dem o.g. TOP um Beratung und Abstimmung des folgenden Antrags.
Die Wirtschaftsförderung Dortmund wird beauftragt,
- ein Beratungsangebot zur fachlichen Unterstützung für unternehmensgerechte Nachhaltigkeitszertifizierungen zu schaffen.
- ein Beratungsangebot zu schaffen und fachliche Unterstützung bzw. Hilfen anzubieten, die ortsansässigen Unternehmen die Aufstellung einer Gemeinwohlbilanz ermöglicht und erleichtert.
- für den Fall, dass zur Etablierung dieser Angebote intern keine entsprechenden fachlichen Kompetenzen und/oder personelle Ressourcen vorhanden sind, externes Knowhow zur Unterstützung für das Bereitstellen der Beratungsleistungen hinzuzuziehen.
- Die Angebote werden zunächst auf eine erste Testphase von 3 Jahren ausgerichtet. Die Nutzung der Angebote soll fortlaufend dokumentiert und halbjährlich evaluiert werden. Der Ausschuss für Wirtschafts-, Beschäftigungsförderung, Europa, Wissenschaft und Forschung ist zeitnah über die Ergebnisse zu informieren. In Abhängigkeit von Akzeptanz und Nutzung der Angebote entscheidet der Fachausschuss rechtzeitig vor Ablauf der vorläufigen Projektlaufzeit über eine Verlängerung bzw. dauerhafte Fortführung.
- Die Angebote sollen durch eine Kampagne öffentlichkeitswirksam begleitet und an interne Strukturen der Wirtschaftsförderung angedockt werden. Sie sollen auch für Klein- und Kleinstbetrieben attraktiv sein.
Begründung:
Sinnstiftung ist auf vielen Ebenen ein entscheidender Faktor: Beim Kauf stellt sich immer häufiger die Frage nach den Bedingungen, unter welchen die Produkte hergestellt wurden, die wir konsumieren; in der Arbeit suchen mehr Menschen nach dem Sinn ihrer Tätigkeit und denken über den reinen Gelderwerb hinaus; bei Investitionen legen viele einen größeren Fokus auf die Frage, was mit dem angelegten Geld passiert. Nachhaltigkeitszertifikate und Gemeinwohlbilanzen sind hier geeignete Instrumente. Das Engagement von Unternehmungen im Bereich Nachhaltigkeit wirkt sich bereits jetzt schon auf die Risikobewertung bei vereinzelten Finanzinstituten aus und hat damit unmittelbare Auswirkungen auf Finanzierungskosten.
Finanzmärkte erkennen immer mehr, dass auch sie maßgeblichen Einfluss auf eine nachhaltige Zukunft haben. Im sogenannten Bereich der „sustainable finance“ sind die ESG-Kriterien (für Umwelt „Environment“, soziale Erwägung („Social“) und nachhaltige Unternehmensführung („G wie Governance“) maßgeblich, da nur nachhaltige Unternehmen nachhaltige Gewinne erwirtschaften können. Banken, Sparkassen und Finanzdienstleister sind seit Jahresbeginn dazu verpflichtet das Interesse der Anlegenden an nachhaltigen Produkten vor der Ausgabe von Empfehlungen abzufragen und in der Beratung zu berücksichtigen.
Denn: Bei der Geldanlage ist für viele Menschen die Sinnstiftung neben der reinen Rendite ein immer größerer Faktor. Häufig wird gezielt nach nachhaltigen Möglichkeiten gesucht, um Geld anzulegen. Dabei haben sich die ESG-Kriterien als Ratingmethode durchgesetzt. Sie ergänzen klassische Bonitätskriterien um Nachhaltigkeitswerte. Mittlerweile ist anerkannt, dass Anlagen, die das Label ESG tragen, sich sogar positiv auf die Rendite auswirken.
Der Markt der Zertifizierungen ist groß, so gibt es mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex sowie anderen renommierten Zertifikaten einige anerkannte Siegel, die Werbung nach außen und innen machen und häufig die Grundlage dafür bilden, ob Geld, welches nach ESG-Kriterien angelegt werden soll, in diese Unternehmen fließen darf. Hier kann die Wirtschaftsförderung eine Übersicht schaffen und maßgeschneiderte Angebote für Unternehmen anbieten.
Gemeinwohlbilanzen stellen nicht nur wirtschaftlich harte Kennzahlen wie Umsatz und Gewinn dar, sondern beziehen weitere Faktoren wie Beschaffungsmanagement, Arbeitsplatzqualität oder die Reduktion ökologischer Auswirkungen mit ein. Viele erfolgreiche Unternehmen wie die Sparda-Bank München, der Outdoorhersteller VauDe oder auch städtische Unternehmen wie die Stadtentwässerung Stuttgart bilanzieren mit dieser Methode. Durch einheitliche Kriterien können Unternehmen sowohl ihre Stärken und Schwächen erkennen, gleichzeitig aber auch Entwicklungen nachverfolgen. Gemeinwohlbilanzen erweitern Nachhaltigkeitsberichte sogar und können die Pflicht von einem Nachhaltigkeitsbericht ersetzen.
Gerade im Start-Up-Bereich verfolgen viele Gründungen neben Gewinnerzielungsabsichten den Willen, die Welt ein Stück weit zu verbessern. Hier bieten ESG-Zertifizierungen und/oder Gemeinwohlbilanzen die Chance, attraktiv für neue Kundschaft, Mitarbeitende und Anlegende/ Kapitalgebende zu werden. Auch haben diese Unternehmen einen Vorteil, wenn (städtische) Vergabe- oder Anlagekriterien verstärkt auf ökologische und soziale Faktoren setzen.
Die Anzahl nachhaltig agierender Unternehmen wächst stetig. Schon heute sind viele Dortmunder Unternehmen auf soziales und nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtet. Dortmund soll in Zukunft die Heimat sozial und ökologisch bewusst agierender Unternehmen werden. Dies sorgt nicht nur für nachhaltige und krisenfestere Jobs, sondern hilft der Stadt auch, sich hin zu einem Standort für Zukunftstechnologien zu entwickeln.