Die Sommertour der GRÜNEN führte die Ratsfraktion in diesem Jahr auch zum Ausbildungszentrum der Dortmunder Feuerwehr nach Eving. In den letzten Monaten hatte insbesondere das Thema Nachwuchs bei der Feuerwehr die Politik mehrfach beschäftigt.
Die Fraktionen hatten die Feuerwehr abschließend u.a. mit der Aufstellung eines Recruiting-Konzepts beauftragt.
Seit mehr als zehn Jahren findet die Aus- und Fortbildung der etwa 1.500 Angehörigen von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr sowie den Mitarbeiter*innen der Hilfsorganisationen im Zentrum in der Seilerstraße statt. Auch die Rettungsdienstschule und die Fahrschule der Feuerwehr haben hier ihren Platz. Neben dem Seminargebäude beeindruckte insbesondere die große Übungsfläche rund um das Ausbildungszentrum die Vertreter*innen der Politik. Hier bieten sich die unterschiedlichsten Möglichkeiten zur Einsatzsimulation und für möglichst realistische Übungsszenarien – z.B. an Bahngleisen mit Oberleitung, an der Gasleitungsbrandanlage oder am Kesselwagen. Ein besonderes und sehr platzintensives Angebot, das auch benachbarte Feuerwehren, Werksfeuerwehren oder das THW gerne nutzen.
Feuerwehr mit Nachwuchsproblemen
“Die Feuerwehr Dortmund ist eine der größten Feuerwehren in ganz Deutschland und eine attraktive Arbeitgeberin“, erklärt Dirk Aschenbrenner, Leiter der Dortmunder Feuerwehr. Und das nicht nur wegen der guten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
“Wir haben hier auch die Taucher*innen und die Höhenrettung stationiert und bieten damit weitere interessante Arbeitsbereiche im Rettungsdienst an.” Dennoch habe man mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. “Es gibt zwar weiterhin jedes Jahr eine Vielzahl von Bewerbungen, doch immer weniger junge Menschen bestehen den Fitness-Test“, beklagt Bereichsleiter Oliver Nestler. Mit den aktuell 400 eingegangenen Bewerbungen habe man es gerade so geschafft, die benötigten 24 Ausbildungsstellen für den klassischen Brandschutz zu besetzen. Gleichzeitig steigt der Personalbedarf durch die Vorgabe kürzerer Schichten und die Zunahme der Einsätze. Im Zusammenhang mit dem neuen Rettungsdienstbedarfsplan müssten im nächsten Jahr einige Ausbildungsbereiche weiter aufgestockt werden. „Das wird uns zusätzlich vor Platzprobleme stellen“, so Nestler. Für die Nutzung weiterer Liegenschaften baue man deshalb auf die Unterstützung von Verwaltung und Politik.
Frauenquote immer noch schwer zu erfüllen
Interessant war für die GRÜNEN auch die Frage, welche Auszubildenden nach Eving kommen. Anders als bei der Polizei kommen diese nicht direkt von der Schule, sondern haben in der Regel schon eine Berufsausbildung im technischen oder handwerklichen Bereich hinter sich. Für Dirk Aschenbrenner erklärt sich daraus der Schwerpunkt männlicher Bewerber. “Der Anteil von Bewerberinnen steigt zwar seit der Einführung des Berufsbilds Notfallsanitäter*in, liegt aber immer noch im einstelligen Bereich.” Entscheidend sei deshalb, dass immer noch herrschende Berufsstereotypen so früh wie möglich aufgebrochen würden. Der Girls‘ Day – aber auch die Einrichtung der Kinder- und Jugendfeuerwehr – sei dabei ein wirksamer Ansatz. “Die Bandbreite der Ausbildung und der Arbeitsfelder ist beeindruckend”, betont Britta Gövert, Grünes Ratsmitglied und Vorsitzende im Schulausschuss. Sie regt an, dieses Merkmal verstärkt im Kontakt mit Schulen und Bildungseinrichtungen zu nutzen. “Durch die Angebote für verschiedene Laufbahnen wären auch Kooperationen mit der Uni oder FH denkbar”, so Gövert, die darin auch eine Möglichkeit sieht, mehr Frauen für den Job zu begeistern.
Herausforderungen steigen
Neben der Ausbildung für den Brandschutz und der Notfallsanitäter*innen werden die Feuerwehrleute am Evinger Standort durch Fortbildungen regelmäßig auf neue Herausforderungen vorbereitet. Neue Technik, neue Einsatzgebiete und sich verändernde Gefahrenquellen machen eine kontinuierliche Weiterbildung notwendig. Als Beispiel nennt Oliver Nestler die Elektromobilität: “Mit der steigenden Anzahl an elektrobetriebenen Fahrzeugen kommen ganz neue Brandsituationen auf uns zu”, erklärt der Ausbilder.
“Das Löschen eines E-Autos dauert deutlich länger, als wir es von bisherigen Fahrzeugbränden kennen. Und man muss wissen, wo sich Batterie und Hauptstromversorgung befinden.”
GRÜNE für Einrichtung der Stelle einer/s Feuerwehr-Beauftragte*n
Doch nicht nur im technischen Bereich kommen neue Anforderungen hinzu. Auch der Kontakt mit verschiedenen Kulturen prägt die Arbeit der angehenden Feuerwehrfrauen und -männer. Schon während der Ausbildung werden sie dafür sensibilisiert und interkulturelle Kompetenzen werden besonders gefördert. Richtig schwierig seien jedoch die zunehmenden Angriffe auf Rettungskräfte im Einsatz. „Deshalb gehören seit einiger Zeit auch Kommunikations- und Deeskalationstrainings zur Ausbildung dazu“, erklärt Nestler, der in dem Zusammenhang denVorstoß der GRÜNEN, die Einrichtung einer/s Feuerwehr-Beauftragte*n prüfen zu lassen, begrüßte. Der Antrag hatte jedoch im Ausschuss keine Mehrheit gefunden.